Kommunale Altkleidersammlung statt kommerzieller Wildwuchs

Bei der  Verwertung  gebrauchter Kleider und Schuhe wird aus alten Fasern wieder ein wichtiger Rohstoff.  Und wer sammelt, kann gute Umsätze einfahren. War die Ernte traditionell und über Jahre gemeinnützigen Organisationen vorbehalten, tummeln sich  inzwischen zunehmend kommerzielle Sammler auf dem Feld.

Ungebremst machen die gewerblichen Sammler karitativen Organisationen Konkurrenz und angesichts attraktiver Erlöse steigt ihre Zahl rapide. Für Hilfsorganisationen lohnt sich die Aufstellung von Containern kaum noch, und damit versiegt eine wichtige Geldquelle.

Dem Wildwuchs steuern die Koalitionspartner im Kreishaus jetzt gegen: In einem gemeinsamen Antrag fordern GRÜNE und CDU ein Konzept für eine kommunale Altkleidersammlung. Dabei sollen karitative Einrichtungen und Kommunen gleichermaßen beteiligt und ihre Interessen berücksichtigt werden.  Das neue Konzept des Kreises und der Rhein-Sieg-Abfallgesellschaft (RSAG) soll vor allem den Wildwuchs gewerblicher Sammlungen eindämmen.

Darüber hinaus findet sich nach ersten Auswertungen der RSAG noch ein erhebliches Potential an Altkleidern im Restmüll – trotz der bereits aufgestellten Container und sporadischer Haussammlungen. Diese Müllfraktionen gilt es besser zu erfassen und einer vernünftigen Wiederverwertung zuzuführen.

Hintergründe:
Integrationsfirma soll Arbeitsplätze für psychisch Kranke schaffen

Seit dem 1. März 2001 beschäftigt der Kreisverband der Arbeiterwohlfahrt Bonn/Rhein-Sieg Menschen im Bereich Altkleidercontainer. Das Besondere daran: Die Arbeitnehmer brauchen eine besondere psychosoziale Betreuung, die ohne professionelle Hilfe den Einstieg in eine geregelte, sozialversicherungspflichtige Beschäftigung nicht schaffen.

Ihre Eingliederung in das Berufsleben ist Ziel eines von der AWO ins Leben gerufenen Integrationsprojektes Altkkleider, das parallel zu den bereits realisierten Arbeitsmarktprojekten wie der Robi gGmbH und dem CAP-Markt in Wachtberg-Niederbachem besteht. Die Idee kommt an. So haben einige Kommunen im Kreis, darunter Siegburg, Hennef, Eitorf, Troisdorf, Lohmar Stellplätze für Altkleidercontainer zur Verfügung gestellt und damit fruchtbaren Boden für den Erfolg geschaffen.

Derzeit beschäftigt die AWO zwölf Mitarbeiter, acht davon sind schwerbehindert. Ihre Aufgaben: Sie entleeren Altkleidercontainer, sortieren die Ware und verladen die Kleider, die nicht von der AWO weiter zu verwerten sind auf LKW-Brücken.

Unterstützt werden sie von psychisch erkrankten Menschen, die stundenweise aushelfen und so, ihre Belastbarkeit trainieren und steigern. Unter der Kontrolle der AWO exportieren zertifizierte Ankäufer die Ware nach Osteuropa, wo sie weiter verarbeitet wird. Hierauf aufbauend werden die weiteren Beschäftigungsangebote folgen.

Gemäß dem Grundsatz „Wir unterstützen Menschen, ihr Leben eigenständig und verantwortlich zu gestalten“, betritt die AWO im Rhein-Sieg-Kreis mit der Gründung einer Integrationsfirma erneut ein arbeitsmarkt- und sozialpolitisches Feld.

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