Jahr für Jahr dieselbe Komödie: Gebetsmühlenartig bringt die FDP den Zusammenschluss von Bonn und dem Rhein-Sieg-Kreis ins Gespräch, immer schön pünktlich im so genannten Sommerloch. Man komme sich langsam vor wie Bill Murray im Film „Und täglich grüßt das Murmeltier“, ärgert sich Martin Metz von den GRÜNEN im Rhein-Sieg-Kreistag über die neuerlichen Vorschläge für eine Fusion. „Während das possierliche Murmeltier im Film das Ende des Winters einläutet, so kriecht dieses Fusionsmurmeltier alljährlich aus dem Sommerloch. Und mittlerweile wirkt es sehr müde.“
Aus Sicht des Planungspolitischen Sprechers gibt es „keine Rechtfertigung für eine Zusammenlegung der Stadt Bonn und mit dem Rhein-Sieg-Kreis.“ Hintergrund: Der Kreis ist mit seinen acht Gemeinden und elf Städten sehr verschieden. Große Teile des Kreises sind eher nach Köln orientiert, manche nach Bonn und woanders hält es sich die Waage. „Much oder Windeck als Teile einer Städteregion Bonn hört sich nach einem Witz an“, so Metz. Überhaupt löse sich die Wahrnehmung von Stadt und Umland zusehends auf. Das südliche Rheinland ist eine stark verflochtene Region mit vielfältigen Beziehungen untereinander: Bonner pendeln nach Siegburg, Kölner nach Bonn und so weiter. Einkaufs-, Kultur- und Freizeitangebote werden grenzüberschreitend und variabel wahrgenommen.
Auch Alexandra Gauß reagiert mit Unverständnis. Gleichwohl bewertet die Stellvertretende Fraktionsvorsitzende die ohnehin schon bestehenden Kooperationen positiv: „Anstatt zu überlegen, wie man aus der Bundesstadt Bonn eine Kreisstadt machen kann, sollte mehr Energie darauf verwendet werden, die regionale Zusammenarbeit zwischen den beiden Gebietskörperschaften zu verbessern“. Auf beiden Seiten gebe es „gewaltigen Nachholbedarf.“
Gauß betont: Die GRÜNEN im Kreis verstärken ihre Anstrengungen für mehr Kooperationen. Beispielsweise beim Ausbau des Öffentlichen Nahverkehrs, bei einer nachhaltigen Gewerbeentwicklung, regionaler Kulturpolitik und der Vernetzung von Naturschutzflächen. „Wir brauchen ein Ende irgendwelcher Zusammenlegungsträume“, so Gauß, „stattdessen brauchen wir die konsequente Fortführung des ehrlichen Willens zur Zusammenarbeit der Stadt Bonn und des Kreises.“
Erste Schritte sind längst getan. Ziel der Gespräche und Beschlüsse der Fachpolitiker*innen beider Kommunen ist die Optimierung kommunaler Strukturen zur Stärkung der Leistungs- und Wettbewerbsfähigkeit, „wir wollen interkommunale Kooperationen weiter ausbauen und in den Bereichen beginnen, in denen es augenfällig sinnvoll ist.“
So tagten auf Initiative der GRÜNEN bereits beide Planungsausschüsse gemeinsam, außerdem die Umweltausschüsse sowie die Wirtschaftsausschüsse aus Bonn und dem Rhein-Sieg-Kreis. Für strukturschwache Gemeinden wie Windeck oder Much würde eine Eheschließung zwischen dem Rhein-Sieg-Kreis und Bonn, so befürchtet die Windeckerin Gauß, die weitere Abkopplung von der wirtschaftlichen und räumlichen Entwicklung bedeuten.
Kritisch äußert sich auch Burkhard Hoffmeister, Wirtschaftspolitischen Sprecher der Kreistagsfraktion. Die FDP wolle offenbar eine Städteregion nach dem Aachener Modell, das sei mit Blick auf die Einwohnerzahlen „absolut nicht gerechtfertigt.“ Im Kreis leben knapp 600.000 Menschen, in Bonn gerade einmal die Hälfte davon. Hoffmeister betont die Pfründe des Rhein-Sieg-Kreises in Kultur und Bildungsbereichen: Drachenfels, Siebengebirge oder Rhein seien in der öffentlichen Wahrnehmung längst zu global bekannten Marken avanciert, die dem Rhein-Sieg-Kreis zugeordnet werden, „es gibt keine durch die Großstadt geprägte Region.“
Hochrangige Bildungseinrichtungen markieren das wissenschaftliche Potenzial und eigenständige Profil im prosperierenden Rhein-Sieg-Kreis, darunter allein vier Hochschulen, allen voran die Hochschule Bonn/Rhein-Sieg oder die Alanus-Hochschule für Kunst und Gesellschaft.