Berufseinstieg von Ukraine-Geflüchteten

22.11.2022

Sehr geehrter Herr Landrat,

die Agentur für Arbeit hilft ukrainischen Geflüchteten bei der Integration in Deutschland und berät sie zu Möglichkeiten der Förderung von Sprache, Ausbildung und Arbeit. Vor diesem Hintergrund würden wir uns freuen, wenn die Leitung des Jobcenters Rhein-Sieg zu diesem Themenkomplex in der nächsten Sitzung des Ausschusses für Schule und Bildungskoordinierung einen Sachstandsbericht abgeben würde. Darüber hinaus bitten wir um Beantwortung der folgenden Fragen zum Berufseinstieg von Ukraine-Geflüchteten:

  1. Wie viele Ukraine-Geflüchtete sind aktuell im Rhein-Sieg-Kreis registriert und besitzen eine Aufenthaltserlaubnis nach § 24 Aufenthaltsgesetz?
  2. Wie viele Ukraine-Geflüchtete nehmen bzw. nahmen an einem Integrationskurs teil?
  3. Bei wie vielen Ukraine-Geflüchteten liegt eine Arbeitserlaubnis vor und wie viele nahmen/nehmen an einem Berufssprachkurs teil?
  4. Wie viele Ukraine-Geflüchtete haben bereits einen Arbeitsplatz?
  5. Inwieweit nutzt der Rhein-Sieg-Kreis die Leistungen des IQ Netzwerk NRW bei der Integration von Ukraine-Geflüchteten in den Beruf?
  6. Besteht ein aktives Netzwerk zwischen Bundesagentur für Arbeit/Jobcenter, Handwerkskammer/IHK und der Kreisverwaltung.
    1. zur Ermittlung und Darstellung des Fachkräftebedarfs in Handel und Handwerk im Kreis für arbeitsfähige, qualifizierte Ukrainerinnen und Ukrainer?
    2. zur Unterstützung bei der Personalgewinnung durch die Unternehmen?
    3. bei der Definition von notwendigen Weiterbildungsmaßnahmen (z.B. Berufssprachkurse, Praktika)?
  7. Falls nicht, inwiefern könnte eine solche multi-institutionelle Plattform zur Jobvermittlung durch den Kreis initiiert werden?
  8. Vorausgesetzt, dass eine solche Plattform als zielführend eingeschätzt wird: Inwiefern könnten damit auch alle anderen Gruppen Geflüchteter mit beruflichen Qualifikationen unterstützt werden, schneller im Rhein-Sieg-Kreis beruflich tätig zu sein?

Begründung:

Trotz Corona-Krise und dem Angriffskrieg des russischen Präsidenten auf die Ukraine sind viele Betriebe auf Fachkräfte auch aus dem Ausland angewiesen.
Viele Unternehmen waren gespannt auf das neue Fachkräfteeinwanderungsgesetz und wie sie ab dem 01.03.2020 davon profitieren würden. Statt der erhofften Fachkräfte kam jedoch das Corona-Virus und mit ihm die unterschiedlichsten neuen Probleme. Für das neue Gesetz, um das im Vorfeld lange gerungen wurde, hätte der Start dadurch nicht schlechter ausfallen können: Grenzen wurden geschlossen, Flüge gestrichen, Ausländerbehörden und Botschaften waren nur eingeschränkt erreichbar, Unternehmen beantragten Kurzarbeit. Kurzum: Die allgemeine Unsicherheit war groß und andere Herausforderungen standen vielfach zunächst im Vordergrund.

Dann kam im Februar 2022 der Angriffskrieg auf die Ukraine mit all seinen wirtschaftlichen Problemen, gerade für kleine und mittlere Unternehmen, dazu.
Und trotzdem blieb das Thema Fachkräfteeinwanderung auch in den vergangenen Monaten relevant. Trotz Kurzarbeit, Umsatzeinbußen und steigenden Kosten gibt es auch aktuell weiterhin Unternehmen, die auf Fachkräfte aus dem Ausland angewiesen sind – trotz oder gerade wegen der Corona-Krise.

Viele Ukraine-Kriegsgeflüchtete halten sich zurzeit in unserem Kreis auf. Viele davon haben gute berufliche Qualifikationen und könnten dazu beitragen den Fachkräftebedarf in unserem Kreis zu decken.

Unser Ziel sollte sein, unsere Kräfte und verantwortliche Institutionen (z.B. PIK, Ausländerbehörde, Agentur für Arbeit, Unternehmen, Handwerkskammer, IHK und Ukrainegeflüchtete) zu vernetzen und die Anstrengung zu bündeln, um bei Fragen zur Anwerbung, des Aufenthaltsrechts, der Anerkennung ausländischer Berufs- bzw. Studienabschlüsse und Möglichkeiten des Spracherwerbs bis hin zum Einstieg neuer Mitarbeitenden in den Betrieben aussage- und handlungsfähig zu sein.
Die enge Vernetzung spielt dabei eine wichtige Rolle: Denn fast ebenso vielfältig wie die Unternehmenslandschaft und deren Anliegen sind die Institutionen, die daran beteiligt sind. Eine Vernetzung kann den Prozess der Personalgewinnung stark beschleunigen.