Aktion Biodiversität: Wilde Wiese für Pflanzen und Tiere am Kreishaus

Raspelkurz, klassisch: Seit Jahren ist das Areal vor dem Hauptportal eine reine Rasenfläche, allen-falls ein paar Gänseblümchen schafften es ans Licht. Inzwischen hat sich das Bild gründlich gewandelt; es ist bunter und vielfältig geworden. Auf einem Teil der Fläche durften Gräser nach Lust und Laune sprießen, nur der Außenbereich wurde gemäht und giftiges Jakobskreuzkraut entfernt.

Die Folge: wie von selbst siedelten sich in den vergangenen Monaten etliche Pflanzen an, zuvor nie dagewesene Blumenarten kamen erstmals zur Blüte. Auf rundblättrigem Hasenohr, Schafgarbe und Kornblumen sowie auf Klee im unteren Bodenbereich tummelten sich bereits in diesem Sommer heimische Insekten. Gestern surrten erstmals Sensen durch die kniehohe Halm-und Blütenland-schaft, die erste Mahd kappte Verblühtes, lässt Licht an niedrigere botanischen Wunder der Natur.

„Ziel ist ein natürliches Biotop“, erklärt Initiatorin Lisa Anschütz. Die Wiesenfläche soll künftig nicht nur schön bunt-blühend aussehen, sondern möglichst vielen Insekten Lebensraum bieten, den sie immer weniger in der Landschaft finden. Dem Bienensterben könne man so entgegenwirken. „Aber auch, indem jeder eine Vielfalt an blühenden einheimischen Pflanzenarten in seinem eigenen Garten wachsen lässt ohne Pestizide zu spritzen.“

Gerade die große und auffällige Fläche vor dem Hauptportal der Kreisverwaltung biete die große Chance, viele Menschen für biologische Vielfalt zu begeistern. Ende vergangenen Jahres hatte die Windeckerin, Mitglied der GRÜNEN im Kreistag und Kreisverbandsvorsitzende der Kreisgrünen das Projekt angestoßen und mit dem Gebäudemanagement des Kreishauses abgestimmt. „Das hat wun-derbar funktioniert“, lobt sie die gute Zusammenarbeit.

Jetzt hofft Anschütz auf Nachahmer in den Kommunen. So würden ohnehin vorhandene ökologi-sche Potenzialflächen aufgewertet, wertvoller Lebensraum für Blütenbestäuber wie die heimische Honigbiene geschaffen, „sie haben eine Schlüsselfunktion im Ökosystem, da sie das Leben von Pflanzen und Tieren verbinden.“

Alexandra Gauß konkretisiert die Bedeutung der Pflege freier Flächen unter ökologischen Gesichts-punkten, „sie ersetzen aber keinesfalls großflächige Schutzgebiete oder sonstige Flächen zur Förde-rung der Biodiversität“, so die stellvertretende Sprecherin der Kreistagsfraktion.

Gleichzeitig werben beide Politikerinnen für die uralte Kulturtechnik, fürs „mähen mit Schwung und scharfer Klinge statt Motorkrach und Kraftstoffmief.“ Wie das funktioniert sah sich auch Land-rat und Hausherr Sebastian Schuster genauer an, ebenso Horst Becker, parlamentarischer Staatssekretär im Ministerium für Klimaschutz, Umwelt, Landwirtschaft, Natur- und Verbraucherschutz. Beide lauschten den Instruktionen von Sensenlehrer Hartmut Winkels.

„Die Bewahrung des Naturhaushalts geht uns alle an”, hob Landrat Schuster hervor, „es gibt gute Gründe sich für dieses Schutzziel zu interessieren und einzusetzen.“ Dies sei in Zeiten, in denen nach wie vor 40 Prozent der Arten auf der Liste der vom Aussterben bedrohten Tierarten stehen enorm wichtig, betonte Becker. Honig- und Wildbienen fungierten als Indikator für eine vielfältige Artenlandschaft. Ohnehin vertrete er das „wilde NRW“.

 

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