Neophyten und die Schwierigkeiten, sie loszuwerden

Den Begriff „Neophyten“ kennt inzwischen jeder: Eingeschleppte fremdländische Pflanzen, die sich ohne natürliche Konkurrenz hierzulande prächtig vermehren und die heimischen Pflanzen verdrängen.

Prominentestes Beispiel ist das Springkraut, das vermutlich von gutmeindenden Imkern vor vielen Jahren benutzt wurde und nun nahezu flächendeckend im Kreisgebiet zu finden ist, vor allem entlang der Gewässer, über die sich die Samen verbreiten.

Besonders augenfällig sind die Springkraut-„Wüsten“ in der Siegaue, wo sie den Weg und den Blick auf die Sieg inzwischen fast überall verstellen. Eine systematische Bekämpfung des Springkrautes ist nicht mehr möglich, sondern es kann nur noch darum gehen, besonders wichtige Bereiche (für die Erholung oder für den Naturschutz) durch häufigeres Mähen oder durch Beweidung von Springkraut freizuhalten.

In den Fokus der letzten Wochen ist ein anderer Neophyt gerückt – die Herkulesstaude. Sie stammt aus dem Kaukasus und ist besonders an der Sieg stark im Vormarsch begriffen, was neben den ökologischen negativen Folgen auch gesundheitlich nicht unproblematisch ist – der Saft der Stengel ist für die Haut toxisch und zerstört deren UV-Schutz.

Schon vor einigen Jahren stellte sich für den Kreis die Frage, ob man die Gelegenheit zum flächendeckenden, systematischen Kampf noch nutzen soll, oder ob man sich wie heute beim Springkraut mit der Vermehrung abfinden muss.

Im Jahr 2009 wurde entlang der Sieg mit der systematischen Bekämpfung begonnen. Das Problem ist, dass der Samenvorrat der Staude im Boden sechs bis zehn Jahre überdauern kann, so dass es nicht damit getan ist, die Pflanze einmalig überall zu entfernen. Hinzu kommt, dass wegen der Gefährlichkeit die Bekämpfung nur mit Schutzkleidung möglich ist.

Das macht die systematische Bekämpfung langwierig und teuer. Bisher hat die Kreisverwaltung mit Unterstützung der Anliegerkommunen und der Nachbarregionen (Kreis Siegen-Wittgenstein und die Anlieger in Rheinland-Pfalz) die systematische Bekämpfung befürwortet und dafür auch die finanzielle Unterstützung des Landes erhalten.

Bis 2013 wurden insgesamt knapp 400.000 Euro Fördermittel des Landes investiert, hinzu kommen 40.000 Euro Eigenmittel des Kreises. Seit Mitte 2013 ist klar, dass das Land aus finanziellen Gründen keine flächendeckende, systematische Bekämpfung über einen längeren Zeitraum hinweg mehr fördern kann.

Die Bezirksregierung in Köln, die eigentlich ein Konzept dafür erarbeiten sollte, hat dies auch nicht getan, so dass sich nunmehr die Frage stellt, wie bei knappen Kassen weiter verfahren werden kann. Dies gilt auch vor dem Hintergrund, dass sich schon erste Anfragen häufen, warum im Jahr 2014 keine Bekämpfung der Staude mehr stattgefunden hat.

Im Prinzip gibt es nur zwei Möglichkeiten, wie sie auch schon 2009 bestanden haben: Entweder man setzt weiter auf die systematische Bekämpfung. Dies erfordert einen entsprechenden finanziellen und personellen Einsatz auf Kreis- und Landesseite noch für mindestens weitere 5 oder 6 Jahre. Danach sieht es auf Landesseite derzeit nicht aus.

Oder man verzichtet auf die systematische Bekämpfung. Dann würde so verfahren wie heute beim Springkraut: An besonders wichtigen Stellen für den Naturschutz wird die Staude im Rahmen der dort ohnehin stattfindenden Pflegemaßnahmen durch den Kreis beseitigt, ansonsten (also in Erholungsbereichen oder entlang von Wander- und Radwegen) sind die Eigentümer bzw. die Kommunen gefordert, insbesondere zum vorbeugenden Gesundheitsschutz.

An einigen Stellen formiert sich inzwischen ehrenamtliches Engagement für eine Bekämpfung – das ist wegen der Gefährlichkeit der Pflanze nicht unproblematisch und kann deshalb auf Kreisseite nicht unterstützt werden.
Ein Beitrag von Christoph Schwarz

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