Hingeschaut: Jungen ticken anders

Gleichberechtigung von Frauen und Männern ist eine gesellschaftliche Aufgabe, die auch oder gerade die Bedingungen für Heranwachsende Männer betrachten muss. Während in den 80er Jahren vornehmlich Gewaltprävention im Mittelpunkt der sozialpädagogischen Arbeit mit Jungen stand, prägen heute bildungspolitische Fragen die Diskussionen.

Sind Jungs Bildungsverlierer? Dieser Frage geht auch die Fraktionsvorsitzende und sozialpolitische Sprecherin der GRÜNEN im Kreistag nach. Aus der Sicht von Gabi Deussen-Dopstadt sind beide Ansätze defizitär, „heute steht die Andersartigkeit, Verschiedenheit von Jungen im Vordergrund.“ Im Rahmen einer Fachtagung beleuchteten Experten aus dem Rhein-Sieg-Kreis auch die Qualität von Jungenarbeit und stellten die Geschlechterpädagogik auf den Prüfstand.

Grundsätzlich gelte: Jungenarbeit stellt Mädchenarbeit nicht in Frage. Jungen müssen als Jungen erkennbar sein. Die Gesellschaft sichere die Risiken beim Ausprobieren anderer Werte zunehmend nicht mehr ab.“ Wichtig auch: Wie stellt sich die Situation im Rhein-Sieg-Kreis dar?

Zahlen machen deutlich: Je höher der Schulabschluss, desto geringer der Anteil männlicher Schüler. Je höher die Schulformen, desto höher der Anteil männlicher Lehrer. Die Jugendhilfezenten registrieren in ihren Beratungen deutlich mehr Jungen als Mädchen. Zu den Zielen der Jungenarbeit gehöre daher „Augen öffnen für ihre Bedürfnisse, Beziehungen weiterentwickeln und den Anstoß für langfristige Jungenprojekte geben. Außerdem personelle Kontinuität sowie die Entwicklung von Modellprojekten und eine bessere Vernetzung.“

Drei Modellprojekte des Rhein-Sieg-Kreises sind beispielgebend: Das Familienzentrum katholische Kindertagesstätte Sankt Petrus und Paulus in Swisttal sensibilisierte seine MitarbeitenInnen im Rahmen einer Fortbildung für die Bedürfnisse kleiner Jungs und bezog auch Väter mit ein in das Jungenförderprojekt.

Auch die Grundschule Alfter setzte Jungenförderung als Fortbildung für das Kollegium auf das Programm, entwickelte aber auch Freizeitprojekte mit dem Kinder- und Jugendtreff. In insgesamt acht Coachings reflektierten Trainer im SV Niederbachem ihre Rolle als Vorbild, Vaterfigur und Ansprechpartner für Jungs. Der Rhein-Sieg-Kreis sucht jetzt weitere interessierte Fußballvereine und bietet regionale Schulungen an.

 

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