Wilhelm Windhuis, Eva Weller
Gelsdorf, im März 2025 (ww, ew). Was geschieht, wenn Obstanbau auf Solarenergie trifft? Eine kleine Gruppe der Grünen Rhein-Sieg stellte sich genau diese Frage bei einem Besuch auf dem Bio-Obsthof Nachtwey in Gelsdorf. Dort wird derzeit ein Agri-PV-Testprojekt durchgeführt, das nicht nur den Obstanbau resilienter gegen das Klima machen soll, sondern auch den Ertrag steigern könnte.
Stellt dies den Beginn einer umfassenden Transformation der Landwirtschaft dar? Oder reduziert Agri-Photovoltaik lediglich die Energiekosten und verbessert die CO₂-Bilanz? Das Testfeld bietet Antworten – und vielleicht noch weit mehr.

Gruppe bei der Besichtigung der Agri-PV-Anlage in Gelsdorf
In Gelsdorf steht die erste Agri-PV-Anlage für den Obstanbau in Deutschland. Der Bio-Obsthof Nachtwey realisiert in Kooperation mit dem Fraunhofer ISE, BayWa r.e. und weiteren Partnern eine Agri-PV-Anlage. Sie erstreckt sich über eine Fläche von etwa 9.100 Quadratmetern, produziert mit 258 kWp Solarstrom und dient dem Schutz des Obstanbaus vor Witterungseinflüssen.
Die Ziele: Schutz und Ertrag maximieren
Das Projekt verfolgt klare Ziele: Die Obstplantagen sollen widerstandsfähiger werden gegen extreme Wettereinflüsse wie Hagel, Starkregenereignisse und Sonnenbrand – alles Faktoren, die den Pflanzen erheblich schaden. Hier kommen innovative Agri-PV-Systeme ins Spiel, die mit transparenten oder nachgeführten PV-Modulen arbeiten. Diese schützen nicht nur vor den Elementen, sondern schaffen auch die Basis für eine kontinuierliche Stromproduktion.
Doch das ist noch nicht alles: Forscher untersuchen zusätzlich, wie sich unterschiedliche Lichtverhältnisse durch verschiedene PV-Konfigurationen auf das Wachstum der Obstbäume und die Erträge auswirken. Besonders spannend wird es, wenn die Resultate der Apfelerzeugung unter verschiedenen Kulturschutzsystemen wie Folien- und Hagelschutz verglichen werden.
Agri-PV als wirtschaftliche Lösung
Agri-PV bietet jedoch nicht nur ökologische Vorteile, sondern auch ökonomische. So reduziert die Technologie langfristig die Energiekosten der landwirtschaftlichen Betriebe. Der erzeugte Solarstrom versorgt nicht nur Bewässerungssysteme, sondern auch Maschinen wie den batterieelektrischen Traktor.
Und das Kühllager? Es arbeitet bereits mit Ökostrom aus einer PV-Dachanlage.
Damit trägt das Konzept nicht nur zur Reduzierung der CO₂-Emissionen auf dem Hof bei, sondern eröffnet auch neue Perspektiven für die wirtschaftliche Nutzung von Solarenergie im landwirtschaftlichen Betrieb.
Sonnenkraft auf dem Feld: Agri-PV revolutioniert die Landwirtschaft
„Agri-Photovoltaik stellt die Zukunft der Landwirtschaft dar. Es schützt unser Ökosystem, steigert die Erträge, erzeugt saubere Energie“, betont Wilhelm Windhuis, Sprecher des Umweltausschusses der Grünen Rhein-Sieg. Insgesamt erweitert BayWa r. e. seine Geschäftstätigkeit im Bereich Agri-Photovoltaik.
Nach Projekten im Beerenanbau folgt nun das Spalierobst. Das Forschungsprojekt hat zwei Ziele: CO₂-Emissionen reduzieren sowie weniger Pflanzenschutzmittel einsetzen. Außerdem überprüft es die wirtschaftlichen Vorteile, die Akzeptanz in der Bevölkerung sowie die Konsequenzen für die Gesellschaft.
Resümee: Agri-PV – Die Zukunft wächst mit der Sonne
Die Agri-PV-Anlage in Gelsdorf ist mehr als nur ein technisches Experiment – sie ist ein Versprechen für eine nachhaltigere Landwirtschaft. Sie zeigt, dass Obstbau und erneuerbare Energie Hand in Hand gehen können, ohne dass eine der beiden zurückstecken muss. Für Landwirte bedeutet das weniger Sorgen um Wetterextreme, niedrigere Energiekosten und stabilere Ernten. Für uns alle heißt es: regionale Lebensmittel, die klimafreundlich produziert werden.
Die Idee ist so simpel wie genial – warum die Sonne nicht doppelt nutzen?
Gelsdorf beweist, dass die Landwirtschaft der Zukunft nicht in weiter Ferne liegt. Sie beginnt genau hier, genau jetzt – mit jeder Kilowattstunde, die auf den Feldern geerntet wird.