Krankenhausplan NRW unter Beschuss: Politik schlägt Alarm für Rhein-Sieg-Kreis

Gerlinde Neuhoff, Eva Weller

Rhein-Sieg-Kreis, Siegburg (gn, ew). Der Krankenhausplan NRW wird im Rhein-Sieg-Kreis stark kritisiert. Nicht nur die Versorgung von Müttern, Neugeborenen und psychisch erkrankten Kindern steht auf dem Spiel, sondern auch die Zukunft kleinerer Krankenhäuser. Was wird geschehen, wenn diese Projekte Realität werden?

Die Stellungnahme von Landrat Sebastian Schuster zur Anhörung vom 14. Juni 2024 zum Krankenhausplan NRW legt die folgenschweren Konsequenzen für den Rhein-Sieg-Kreis offen. In spezieller Weise kritisch ist die geplante Reduzierung der geburtsmedizinischen Kapazitäten. Der Krankenhausplan sieht vor, dass im gesamten Kreisgebiet nur noch ein Klinik-Standort für Geburten kompetent sein soll – und das mit einer Zuteilung von nur 2.190 Geburten. Diese drastischen Fakten und Einschnitte zwingen viele Schwangere, weit über die Kreisgrenzen hinaus in andere Regionen oder nach Bonn zu fahren, um ihr Kind sicher zur Welt zu bringen. Allerdings zeigen sich -verglichen mit der Stadt Bonn- sehr massive Unterschiede, die auf Kosten der Familien im ländlichen Raum gehen.

Lebensbedrohliche Verzögerungen: Patienten im Rhein-Sieg-Kreis kämpfen gegen lange Fahrtzeiten

Einen noch gravierenden Faktor stellt die unzureichende Erreichbarkeit der Kliniken dar. So erwarten die Patienten in einigen Teilen des Kreises Fahrzeiten von über 40 Minuten bis zur nächsten Klinik – in Notfällen eine lebensbedrohliche Verzögerung. Falls Mütter eine schnelle Versorgung benötigen sollten, stellen diese Distanzen eine ganz akute Bedenklichkeit dar und müssen zunächst einmal überwunden werden.

Doch die Problematik reicht noch weiter. Die vorgesehenen Änderungen stellen für die Existenz der Asklepios-Kinderklinik Sankt Augustin eine Bedrohung dar – gerade diese Kinderklinik ist als einzige neonatologische Versorgungseinrichtung der Region unverzichtbar. Wenn diese Kapazitäten wegfallen, steht der gesamte Rhein-Sieg-Kreis vor einer ganz enormen medizinischen Unterversorgung, die besonders für Frühgeborene und schwer erkrankte Neugeborene fatale Konsequenzen haben könnte.

Ankerpunkte in Gefahr: Kliniken in Eitorf und Siegburg vor dem Kollaps

Darüber hinaus sind andere Einrichtungen wie das Helios-Klinikum Siegburg und das Franziskus-Krankenhaus in Eitorf massiv gefährdet – dies durch den Entzug von Leistungsgruppen. Hier sind speziell die orthopädische und viszeralchirurgische Versorgung zu nennen. Diese Kliniken sind Arbeitgeber und Ankerpunkte für die gesamte Bevölkerung und nicht nur Gesundheitszentren. Ihr Verlust stellt eine tiefe Zäsur in die regionale Gesundheitsversorgung dar.

Alarmstufe Rot: Fehlende Versorgung für psychisch kranke Kinder im Kreis

 

Die Streichung der kinderpsychiatrischen Versorgungsmöglichkeit im Krankenhausplan des Rhein-Sieg-Kreises ist zu Recht Anlass großer Besorgnis. Wird dieser Plan umgesetzt, gibt es im Rhein-Sieg-Kreis kein Angebot mehr, das den spezifischen Bedarf psychisch kranker Kinder abdeckt. Die nächste Anlaufstelle, Bonn, ist für viele Familien nicht nur schwer erreichbar, sondern verfügt auch nicht über das für den Rhein-Sieg-Kreis unentbehrliche Betreuungsnetz. Hier wäre allen Betroffenen wahrlich nicht geholfen, sondern bedeutet auch einen Fehlschlag für alle Betroffenen.

 

Jetzt handeln, bevor es zu spät ist

So bringt die aktuelle Bestandsaufnahme des Krankenhausplans der Landesregierung NRW eine sorgenvolle Fehlplanung ans Licht, die sowohl den Bedürfnissen der Menschen des Rhein-Sieg-Kreises als auch den gesundheitlichen Notwendigkeiten der Bevölkerung in keiner Weise zu entsprechen vermag. Bevor dieser Plan irreversibel wird, sind umfassende Änderungen gefragt.

„Die Gesundheit der Bürger*innen im Rhein-Sieg-Kreis darf keineswegs leichtfertig aufs Spiel gesetzt werden“, erklärt Gerlinde Neuhoff, stellvertretende Fraktionsvorsitzende der Grünen Rhein-Sieg, und sie fährt fort „Es handelt sich um das Grundrecht auf eine qualitativ hochwertige und verlässige medizinische Versorgung, die auch in Wohnortnähe liegen muss. Setzen wir uns also dafür ein, dass diese gewährleistet bleibt“.

Handeln wir – bevor es unumkehrbar zu spät ist!