Es ist ein allgegenwärtiges, aber häufig mit Verschwiegenheit besetztes Problem. Trotzdem ist es seit Beginn der Corona-Pandemie wieder deutlich in den Blickpunkt gesellschaftlicher Diskussionen gerückt: psychische und körperliche Gewalt gegen Frauen.
Das Bundesfamilienministerium geht davon aus, dass in Deutschland jede dritte Frau im Laufe ih-res Lebens ein Opfer von psychischer oder physischer Gewalt wird, ein Großteil davon daheim durch den eigenen Partner. Zuhause ist für diese Frauen und ihre Kinder kein Ort der Sicherheit, sondern der Gefährdung. Aus eigener Kraft finden sie häufig keinen Ausweg aus ihrer prekären Situation. Immer öfter sind sie sogar von Wohnungslosigkeit betroffen und auf direkte Hilfe von Dritten angewiesen. In diesen gefährlichen und belastenden Situationen bedarf es einer angemessenen Beratung und Unterstützung, der sich viele Vereine, Verbände und freie Träger im Kreisgebiet sowie der Rhein-Sieg-Kreis selbst verschrieben haben. Als einziger Landkreis in Nordrhein-Westfalen und als einer von wenigen Landkreisen in ganz Deutschland unterhält der Rhein-Sieg-Kreis ein eigenes Frauenhaus. Darüber hinaus unterstützt er das private Frauen- und Kinderschutzhaus Troisdorf sowie die verschiedenen Frauenberatungsstellen im Kreisgebiet.
„Das Frauenhaus ist eine wichtige Anlaufstelle für Frauen mit akutem Hilfebedarf“, meint Matthias Schmitz, sozialpolitischer Sprecher der CDU-Kreistagsfraktion. „Auch die bestehenden Angebote, wie die Beratungsstellen in Troisdorf und Bad Honnef, unterstützen die hilfesuchenden Frauen in dieser schwierigen Situation aktiv. Uns ist es ein besonderes Anliegen, die Thematik ganzheitlich zu betrachten und auch die Kinder der Betroffenen mit einzubeziehen.“
Auf Antrag von CDU und GRÜNEN ist deshalb in der Sitzung des Ausschusses für Soziales und Integration am vergangenen Donnerstag einstimmig beschlossen worden, für das Haushaltsjahr 2021 10.000 Euro zur Unterstützung von Frauen in Not einzustellen. Mit diesen Mitteln soll die Kreisverwaltung weitere Handlungsoptionen prüfen, um die Betroffenen zu unterstützen.
Die Ergebnisse sollen den politischen Vertretern des Ausschusses innerhalb eines Jahres vorgestellt werden.
Unter fachkundiger Leitung sollen die Lebenssituationen von Frauen in Not näher betrachtet und gleichzeitig die im Rhein-Sieg-Kreis vorhandenen Angebote zusammengetragen werden. Ein besonderes Augenmerk ist dabei auf die professionelle Beratung, die vorhandenen Notwohnungen in den Städten und Gemeinden des Kreises sowie die Situation obdachloser Frauen im Kreisgebiet zu setzen. Auch die personelle Ausstattung und der finanzielle Rahmen des kreiseigenen Frauenhauses soll durch die Verwaltung geprüft werden.
„Jede Frau im Frauenhaus kann ein verhinderter Frauenmord sein, die es auch in unserer Region gibt. Wir müssen den Kampf gegen Femizide entschlossen führen. Das beginnt dabei, diese Morde aus niedrigen Beweggründen auch so zu nennen und nicht als Eifersuchtsdramen oder Familienstreitigkeiten zu verharmlosen“, ergänzt Lisa Anschütz für die GRÜNEN-Fraktion. „Die Vernetzung unserer Angebote ist wichtig. Die Haushaltsmittel werden hier an der richtigen Stelle zur Unterstützung notleidender Frauen eingesetzt.“