Resolution zur Sicherstellung der wohnortnahen Geburtshilfe im Rhein-Sieg-Kreis und im Kreis Neuwied

Sehr geehrter Herr Landrat,
die Fraktionen von CDU, GRÜNEN, SPD und FDP streben die Verabschiedung einer Resolution durch den Kreistag des Rhein-Sieg-Kreises an mit dem Ziel, die wohnortnahe Geburtshilfe im Rhein-Sieg-Kreis und im Kreis Neuwied sicherzustellen.

Begründung:

Die Schließung der Geburtsstation im Cura Krankenhaus in Bad Honnef ist von den Bürgerinnen und Bürgern im südlichen Rhein-Sieg-Kreis und nördlichen Kreis Neuwied mit großer Sorge aufgenommen worden. Dem Standort Bad Honnef kommt aufgrund seiner Lage zwischen den Geburtszentren in Neu-wied, Bonn sowie Troisdorf eine besondere Bedeutung zu.

Das Angebot der Geburtshilfe verringert sich im Rhein-Sieg-Kreis somit nach den bereits erfolgten Schließungen in Eitorf, Sankt Augustin und Siegburg auf nunmehr nur noch zwei Kliniken im rechtsrhei-nischen Troisdorf. Im Kreis Neuwied wurde das Angebot in den vergangenen Jahren auf nunmehr nur noch ein Geburtszentrum reduziert.

Die Kreistage Rhein-Sieg und Neuwied sehen dringenden Handlungsbedarf zur Sicherstellung der ge-burtsmedizinischen und stationären gynäkologischen Versorgung in der Region.

Beide Kreistage fordern die Landesregierungen von Nordrhein-Westfalen und Rheinland-Pfalz auf, das lösungsorientierte Gespräch mit den Verantwortlichen der Trägergesellschaft GFO (Gemeinnützige Ge-sellschaft der Franziskanerinnen zu Olpe mbH) zu suchen, um am Standort Bad Honnef dauerhaft ein Angebot der Geburtshilfe zu gewährleisten.

Zu berücksichtigen sind die regional vorgegebenen geographischen, digitalen und infrastrukturellen Parameter sowie die Einhaltung vorgegebener Entfernungen.

In den vergangenen Jahren lag die Zahl der Geburten in Bad Honnef stabil bei über 500 im Jahr. Die Zahlen entwickelten sich positiv und mit einer Reduzierung der Geburtenzahlen ist auch künftig nicht zu rechnen. Der Rhein-Sieg-Kreis und der nördliche Kreis Neuwied sind Wachstumsregionen, die sich insbesondere durch den Zuzug junger Familien auszeichnen. Durch die Schließung der Bad Honnefer Geburtsstation hat sich die Versorgungssituation jedoch insbesondere für Schwangere aus dem nördlichen Kreis Neuwied sowie aus Königswinter, Bad Honnef und angrenzenden Orten des rechtsrheinischen Rhein-Sieg-Kreises deutlich verschlechtert. Die Wegezeiten bedeuten neben zusätzlichem Stress auch ein höheres Risiko für die Gebärenden. Insbesondere Mehrfachgebärende sind durch eine längere Wegezeit gefährdet.

Es stellt sich zudem die Frage, ob die verbliebenen Geburtskliniken in der Region überhaupt in der Lage
sind, den zusätzlichen Bedarf aufzufangen. Bereits jetzt werden Gebärende abgewiesen – trotz vorheriger
Anmeldung im Kreißsaal.

Die Landesregierungen sollen eruieren, unter welchen Voraussetzungen die GFO bereit ist, die im Cura
Krankenhaus Bad Honnef vorgenommene Schließung des Kreißsaals und der Wochenbettstation zurückzunehmen.

Die Fachabteilung Geburtshilfe gilt als basisversorgungsrelevant und kann einen Sicherstellungszuschlag
erhalten. Die Erreichbarkeitsschwelle für die Fachabteilung Geburtshilfe wurde durch den Gemeinsamen
Bundesausschuss auf 40 Pkw-Fahrzeitminuten festgelegt. Diese Fahrtzeit wird vor dem
Hintergrund der aktuellen Situation vielfach überschritten. Mit rund 500 Geburten jährlich müsste das
Cura Krankenhaus die Voraussetzungen zur Beantragung von finanziellen Mitteln aus dem Hebammenstellen-
Förderprogramm des Bundes erfüllen (Gesundheitsversorgungs- und Pflegeverbesserungsgesetz).
Ferner fördert das Land Nordrhein-Westfalen hebammengeleitete Kreißsäle. Die verschiedenen
Fördermöglichkeiten sind zu prüfen und mit den Verantwortlichen der GFO mit dem Ziel einer Umsetzung
zu erörtern.

Alternativ bietet sich die Entwicklung folgender Modelle zur Sicherstellung einer wohnortnahen Geburtshilfe
an:
• Konzept eines hebammengeleiteten Kreißsaals mit Belegärzt*innen (mit Krankenhausanbindung)
wie in den GFO Kliniken Rhein-Berg in Bensberg
• Konzept eines Geburtshauses, das in Zusammenarbeit von einer Hebammenpraxis und Arztpraxis
geführt wird und über eine Anbindung an den Operationssaal des Cura Krankenhauses
verfügt
• Wiedereinführung des Belegarztsystems, wie bis 1984 im Cura Krankenhaus praktiziert
Zur Verwirklichung derartiger Projekte ist die Zusammenarbeit mit dem Gesundheitsregion KölnBonn
e.V. zu suchen.

Der möglichen Entwicklung, gesundheitliche Grundleistungen einer reinen Wirtschaftlichkeitsberechnung
zu unterziehen, treten wir insbesondere im Bereich der Geburtshilfe entgegen.

Mit freundlichen Grüßen,

gez.

Dr. Torsten Bieber Gerlinde Neuhoff Denis Waldästl Christian Koch
Monika Grünewald Nina Droppelmann Katja Ruiters Gudrun Brönstrup
Andreas Sonntag Ingo Steiner Hanna Nora Meyer Martina Ihrig