Am 9. Dezember 2016 fand eine Fachveranstaltung zum Thema Artenschutz statt. Auf Einladung von Bündnis 90 /DIE GRÜNEN der Ratsfraktionen Bonn und des Rhein-Sieg-Kreises kamen Vertreterinnen und Vertreter der Fachverwaltungen der beiden Kommunen, Politik, Biologische Stationen, Verbände und Gutachter im Alten Rathaus in Bonn zusammen.
Die zahlreichen Flächenansprüche der Region Bonn-Nordwest, Bornheim und Alfter werden für den Artenschutz zu einer bedrohlichen Situation. Gewerbegebiete, Siedlungen und Freizeitnutzungen entstehen und wachsen, landwirtschaftliche Nutzflächen und andere Freiflächen gehen verloren, durch Straßenbau schreitet der Flächenverbrauch und die Isolation weiter voran.
Brigitta Poppe, umweltpolitische Sprecherin der Grünen Ratsfraktion Bonn: „Die Region ist ein wichtiger Lebensraum von einer Reihe bedrohter und gesetzlich streng geschützter Tierarten der offenen Kulturlandschaft, wie die Zauneidechse, das Rebhuhn, der Kiebitz und die Wechselkröte. Diese typischen Tier- und Pflanzenarten werden auf immer kleinere und stärker isolierte Bereiche zurückgedrängt, bei einigen ist mittlerweile ein Aussterben zu befürchten.“
Alexandra Gauß, umweltpolitische Sprecherin des Grünen Kreistages Rhein-Sieg-Kreis: „Fatale Auswirkungen hat der Flächenverbrauch auch für die Nahrungskette. Allein in Nordrhein-Westfalen gingen Insektenarten in den vergangenen 15 Jahren um bis zu 80 Prozent zurück. Wenn uns die Fluginsekten fehlen, fehlt uns die Bestäubung von Blumen und Bäumen. Durch das Aussterben der Biomasse geht Singvögeln und Amphibien das Nahrungsangebot verloren.“
Diskutiert wurde, wie den gesetzlichen Verpflichtungen zum Artenschutz Rechnung getragen wird. Der Rhein-Sieg-Kreis hat nach vielen Jahren und großen Anstrengungen ein Ausgleichsflächenkataster erstellt, welches ein wichtiges Instrument zur Beplanung von Flächen und eine unverzichtbare Unterstützung des Artenschutzes ist. Die Frage, ob Ausgleichsflächen immer richtig und sinnvoll angelegt werden, um dem Artenschutz Genüge zu tun, wurde hinterfragt. Bislang existiert kein Monitoring für Ausgleichsflächen. Das heißt, ob eine Fläche von den Arten tatsächlich angenommen wird und sogar zu einer Bestandsverbesserung führt, liegt völlig im Unklaren.
Offensichtlich wurde bei dem Forum, dass dieser Bereich von Alfter, Bornheim und der Nordwesten von Bonn ein komplexes Gefüge ist, wo viele Ansprüche auf dem enger gewordenen Raum aufeinander treffen. Für den Schutz von Natur und wildlebenden Arten ist es fatal, wenn nur innerhalb der Stadt- und Gemeindegrenzen geplant und die grenzüberschreitende Summationswirkung nicht betrachtet wird.
Brigitta Poppe: „Es besteht dringender Bedarf an einem gemeinsamen Konzept, wenn die Arten in dem Landschaftsraum erhalten werden sollen. Dazu gehört auch die Information über bestehende Artenvorkommen und festgesetzte Ausgleichsmaßnahmen (Ausgleichsflächenkataster) und eine intensivere Zusammenarbeit zur interkommunalen Freiraumsicherung. Grundsätzlich wäre anzustreben, das Bonner Integrierte Freiraumsystem zu einem verbindlichen Planungsinstrument zu erheben. Die Stadt Bonn ist Mitglied im Verbund Kommunen für die Biologische Vielfalt. Wir tragen Mitverantwortung für das voranschreitende Artensterben vor unserer Haustüre. Dagegen müssen wir etwas tun.“
Alexandra Gauß: „Es sollte besonders mit den im Gebiet tätigen landwirtschaftlichen Betrieben zusammengearbeitet werden, um über freiwillige Agrarumweltmaßnahmen und Vertragsnaturschutz zusätzlich Flächen für den Artenschutz zu sichern.“ Ein nächstes Forum Artenschutz ist für den Herbst 2017 geplant.